Rezensionen 19.02.2014

Maximo Park - Too Much Information [Vertigo / Universal]

Na gut. Man ist dann ja einfach doch neugierig. Dass die einst großartigen Maximo Park nach ihren wunderbaren ersten zwei Alben stark abgebaut haben, bleibt unumstritten. Und doch hat man sie so sehr gemocht, dass man vom mittlerweile fünften Werk doch nicht die Finger lassen kann.

Auf Longplayer 3 und 4 war es ja auch nicht so, dass die alte Liebe mit einem Fingerschnipsen verlöschen musste. Paul Smith und seine Mannen wussten sehr wohl noch, welchen Zutaten sie sich bedienen mussten um das Fanherz bei der Stange zu halten, doch aus irgendeinem kuriosen Grund gelang ihnen kein wirklich zündender Song mehr. Wo doch gerade das immer die Stärke dieser Band war; dass sie so deepe Geschichten erzählte und diese in so unvergleichlich mitreißende Lieder verpackte. "Until The Earth Would Open" vom letzten Album kam am ehesten an die Großtaten von 2005 und 2007 an. Und nun? Ist tatsächlich zum ersten Mal seitdem wieder etwas Atemberaubendes passiert. Denn Maximo Park klingen nur noch marginal wie Maximo Park, dafür plötzlich überraschend synthetisch und elektronisch. Auf "Is It True" klingt es sogar dreampoppig. Darüber lässt sich schon im Grundsatz trefflich debattieren. Soll der Schuster bei seinen Leisten bleiben oder sich weiter entwickeln? Sind das Neuerungen, die helfen, sich diese Band neu zu erschließen? Oder sollte man lieber die guten alten Depeche Mode-Platten spielen? Die Frage beantwortet wie gewohnt das Songwriting. Und da hält sich "Too Much Information" (Nomen est omen?) unglücklicherweise eher an den Trend. Ohne einen Tiefpunkt zu markieren, aber auch ohne großartig zu überzeugen oder sich nachhaltig im Ohr festzusetzen. Die Single "Leave This Island" ist zweifellos das Highlight; auch "Lydia, The Ink Will Never Dry" ist schöner Eighties-Pop, und vielleicht müsste man das fünfte Maximo Park-Album einfach losgelöst von der Geschichte der Band betrachten. Doch Paul Smiths düster-unterkühlter Gesang über den tighten Synthpop-Flächen lässt all die Leidenschaft vermissen, die auf "A Certain Trigger" und "Our Earthly Pleasures" Indie-Kindies, Ladies und Gourmets gleichermaßen unter die Melone kriegte. Die Exhaltiertheit, die Zackigkeit, der Drive, all das ist nun komplett gewichen, und zur Frage, ob "Too Much Information" nicht wenigstens ein gut und stimmig durchkomponiertes Synthie- oder wenigstens Referenz-Album geworden ist, gesellt sich der Gedanke, ob man aber wirklich ein Synthie- oder ein Referenz-Album von einer Band wie Maximo Park gebraucht hat. Zu voll ist der Markt mit 80er-Soundalike-Platten ohnehin schon; zu wenig prägnante und stimmige Gitarrenmusik erlebt dieser Tage das Licht der Welt. Wie man die Stange als alter Hero hochhält, hat Pete Doherty mit seinen Babyshambles vergangenes Jahr eindrucksvoll bewiesen - Paul Smith und Maximo Park schaffen das leider nicht. Denn insgesamt, ob Synth-, Gitarren- oder Dreampop, ist "Too Much Information" einfach zu beliebig.


Text: Kristof Beuthner