Artikel 29.05.2012

Immergut Festival 2012 - Ein Kompliment

Das Wetter so schön wie lange nicht. Als hätten wir es schon vor Monaten so reserviert. Die Vorfreude noch größer als das Wetter schön ist. Als würde sich die ganze aufgestaute Euphorie aus den kalten Wintermonaten auf einmal entladen wollen. Gäbe es ein Drehbuch, würde es wohl alles genau so drin stehen. Wir sind endlich wieder da. Zu Hause. Mit Freunden.

Wie auch schon im letzten Jahr ist auf dem Timetable wieder ein Secret-Act zu finden. Der mysteriöse Bandname Let's Did It hat trotz großer Unbekanntheit einen ziemlich populären Slot am Freitag Abend bekommen. Um den Spannungsbogen zu halten, wird aber noch nicht zu viel vorweg genommen. Nur soviel, es waren auch dieses Jahr nicht die Ärzte.

Die perfekten Witterungsbedingungen lassen uns unser persönliches Eröffnungskonzert in Begleitung warmer Sonnenstrahlen vor dem Birkenhain genießen. Die höchste Eisenbahn, unter anderem bestehend aus Moritz Krämer und Francesco Wilking, spielen ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm mit einer Mischung aus Lesung und Musik. Perfekt für ein gemütliche Sitzrunde am späten Nachmittag.

Nach dem Start auf der Waldbühne durch die Österreicher Francis International Airport nehmen wir uns die Zeit für einen kleinen Rundgang über das Gelände. Auch dieses Jahr steht wieder fast alles am gewohnten Platz. So als müsste man ja gar nichts ändern, weil es ja die ganzen Jahre immer so perfekt war.

Es folgen Vierkanttretlager in der Zeltbühne. Eine Band, die jedem Festival- und Konzertbesucher in den letzten Jahren immer wieder begegnet sein müsste. Der anfängliche Schülerband-Charme ist mittlerweile verflogen und purer Energie und ganz viel Professionalität gewichen. Nun ist das Album raus und die Menge dankt es sichtlich.

Jetzt ist es an der Zeit, das Let's Did It Bandgeheimnis zu lüften. Aufmerksame Beobachter haben auf den aktuellen Tourshirts der Sportfreunde Stiller schon längst den Termin in Neustrelitz bemerkt. Und wenn es auf ein T-Shirt gedruckt ist, muss es wahr sein. Und so war es dann auch. Die Sportfreunde Stiller sind zurück auf dem Immergut Festival. Die Stimmung bei diesem Konzert lässt sich nur sehr schwer mit Worten oder Bildern beschreiben. Hat hier vor 11 Jahren doch alles angefangen, sowohl für die Sportis, als auch für das Immergut. Und da stehen sie nun plötzlich und spielen "Wunderbaren Jahren" als wäre die letzten 11 Jahre gar nichts passiert. Einfach unbeschreiblich. Auch die Band wirkt überwältig. Die Abschlußworte von Peter hätten es nicht besser auf den Punkt bringen können: "Wir sind ein bisschen nostalgisch, aber nicht wehmütig, dafür ist das alles hier viel zu geil!".

Das englische Duo Blood Red Shoes beenden das Programm der Waldbühne würdig mit einem sehr tanzbarem Set, wofür sich die Menge sichtlich bedankt. Und wer jetzt immernoch nicht müde ist, kann sich von Totally Enormous Extinct DinosaursAlle Farben und Die Vögel die Zeit bis zum morgentlichen Frühstück am Grill verkürzen lassen.

Den Samstag starten wir mit der alljährlichen Tradition, das Immergutzocken Fußballspiel auf Grund von akutem Bedarf an Nahrungsaufnahme zu verpassen. Schade.

Unser Tag beginnt dafür ausgeruht und tiefenentspannt bei Sóley. Die isländische Singer-Songwriterin, eventuell bereits als Mitglied der Band Seabear bekannt, ist den ganzen Sommer auf Tour und schaut auch mal in Neustrelitz vorbei. Und zu unser aller Vergnügen hat sie auch Sin Fang, auch ein Teil von Seabear, im Gepäck. Beide passen einfach hierher und sorgen für gandiose musikalisch intime Momente an einem sonnigen Nachmittag vor der kleinen Birkenhain Bühne.

Die kurzfristige Absage von Young Dreams wurde ja schon vor Festivalbeginn nahtlos mit The Mouse Folk aus Berlin entschädigt. Für uns vorher kein Begriff, wurden wir dann aber live so überzeugt, dass wir uns noch im Label-Zelt in die News-Liste für den Album-Release eingetragen haben.

Trotz drückender Hitze wird die Zeltbühne am fühen Abend dann von Tall Ships auf noch höhere Temperaturen gebracht. Die britische Indie-Kombo landet mit ihrem sehr eigenständigen und breiten Soundspektrum anscheind direkt auf den Musik-Geschmacksnerven des Publikums. Ich habe bei einem Konzert wohl noch nie Assoziationen zu so unterschiedlichen Bands wie Editors und We were Promised Jetpacks gehabt.

Das anschließende Konzert von Kakkmaddafakka auf der Waldbühne erweist sich dann als eines der Höhepunkte in Punkto Tanzbarkeit. Die Indie-Pop-Animateure aus Norwegen verstehen sich sehr darin, ihr Publikum auf einem hohen Bewegungslevel zu halten. Und diese Stimmung wird auch direkt im Anschluß im Zelt nebenan von New Build auf einem ähnlich hohen Level weitergeführt.

Es ist spät geworden und die Zeit viel zu schnell vergangen. Bei dem Abschlußkonzert von Friska Viljor werden aber nochmal alle Kräfte mobilisiert um in den Geburtstag von Sänger Joakim Sveningsson reinzufeiern. Es folgt ein grandioses Konzert als würdiger Abschluß für ein ziemlich perfektes Wochenende.

Es ist einfach lobenswert wie das Immergut Team trotz der vielen Jahre und zu recht steigener Popularität ihren Charme halten können und die richtige Balance zwischen Weiterentwicklung und Beständigkeit finden. Beides geschieht jedes Jahr an den richtigen Stellen und im perfekten Maße. Nillson bedankt sich für ein wunderschönes Wochenende.

Text und Fotos: Stefan Kracht

Links zum Thema: Immergut Festival