Rezensionen 08.10.2014

Element of Crime - Lieblingsfarben und Tiere [Vertigo Berlin / Universal Music]

Wenn es Zeit wird, in unseren Wohnzimmern die Kachelöfen anzufeuern, dann lohnt sich der Weg zum Plattenladen besonders. Herbst ist die Jahreszeit von Element of Crime. „Lieblingsfarben und Tiere“ heißt das neue Album der Band und ist eine Ode an die Entschleunigung und die Verwunderung darüber, dass jeden Tag die Sonne auf- und wieder untergeht. 

„Denk‘ an Lieblingsfarben und Tiere, Dosenravioli und Buch und einen Bildschirm mit Goldfisch. Das ist für heute genug.“ Trefflicher als im Video zum Titelsong kann Entschleunigung wohl nicht in Szene gesetzt werden. Vier Herren schippern mit dem Tretboot über einen ruhigen See, prosten sich zu und lassen die Welt an sich vorbei fahren.  

Element of Crime gibt es nun seit fast 30 Jahren und ihr Wirken überschlägt sich mehr denn je vor Aktualität. Die Band zu hören ist wie durch ein Brennglas die Welt zu beobachten, ihre Tücken und Trugschlüsse zu sezieren, verwundert zu sein, dass es so viele antiquierte Regeln gibt und dass sich trotz allem dieses Ding, auf dem wir leben, nach wie vor dreht: „Das sind die Bilder, auf die einer kommt, der nichts mehr versteht.“ Ganz im Gegenteil: Hier sind Männer am Werk, die wissen, was sie tun. Männer, die man gerne konsultieren darf, wenn alles schief geht. „Komme ich wieder, dann - glaub mir - wird alles gut.“

Sven Regener, Jakob Ilja, David Young und Richard Pappik haben eine Platte aufgenommen, die sich am besten im Ohrensessel anhören lässt, während es draußen tobt und stürmt. „Lieblingsfarben und Tiere“, 13. Studioalbum der Band, besticht als Gesamtwerk. Auch nach mehrmaligem Hören vermisst man Hooklines von Songs wie „Bitte bleib bei mir“ oder „Kaffee und Karin“ der Vorgänger-Platte. Aber man vermisst sie nicht schmerzlich, weil „Lieblingsfarben und Tiere“ so dermaßen stimmig ist und: Weil die Platte glücklich macht.

Es ist ein großes Glück für die deutsche Musiklandschaft Bands wie Element of Crime und Protagonisten wie Sven Regener zu haben. Und es ist ein Glück für jeden einzelnen, der sich von dieser Band einfangen lässt. Element of Crime rückt auch auf „Lieblingsfarben und Tiere“ die Dinge mit einer sagenhaften Selbstverständlichkeit gerade.

Durch den strömenden Regen ohne Schirm oder durch den Schnee ohne feste Schuhe - Der Weg zum Plattenladen lohnt sich im Herbst für solche Textzeilen besonders: „Ich gäbe meinen rechten Arm dafür, wenn du mir nur einmal noch ein Lächeln schenkst.“ Freuen wir uns auf die Konzerte im nächsten Jahr!

 

Text: Daniel Deppe