Rezensionen 23.03.2014

Dresses - Sun Shy [Side One Dummy / Cargo]

Die magische Maschine namens Portland, Oregon schlägt wieder zu. Die Band namens Dresses bringt uns den Frühling. Junge und Mädchen singen zusammen, beide sehen aus, wie man heutzutage als Künstler im alternativen Popbusiness auszusehen hat.

Das ist eine Einführung, die eigentlich mehr nach "Schon wieder?" klingt als dass sie Appetit macht. Doch die Dresses zeigen, dass es manchmal eben doch einfach nur darauf ankommt, wie einnehmend man seine Sache darbringt. Der Wechsel- und Paargesang der beiden noch sehr jungen Bandmitglieder ist das große Plus im sonnig-fluffigen, folky angehauchten aber auch catchy tanzbaren Frühlingspop der Dresses, doch auch hier gibt es im Grunde gar nichts wirklich neues. Timothy Heller (das ist übrigens die Sängerin!) frohlockt und kiekst, wie man es schon sehr häufig gehört hat, und auch Jared Ryans Gesang ist nicht gerade das, was man sich vorstellt, wenn man an eine Stimme mit Ecken, Kanten und Wiedererkennungswert denkt.

Also, was ist es denn nun, das mich hier von "einnehmend" schreiben lässt? Halt so total das Songwriting. Das ist schon sehr poppig, sehr frisch und einprägsam, aber noch nicht auf die Art, die dazu führt, dass man nach dreimaligem Hören schon alles gehabt hat, sondern die, die einen den Regler hochdrehen und auf Repeat schalten lässt. Der schon erwähnte tolle Harmoniegesang tut sein Übriges; und mögen die Stimmen auch für sich im großen Zirkus der Populärmusik keine Ausnahmestellung genießen, so sind sie doch aufs herrlichste miteinander kombiniert. Ein erstes dahingehendes Aha-Erlebnis bietet der zweite Song der Platte namens "Blew My Mind" - ja, Nomen est omen. Der Titeltrack sorgt dann spätestens für Sonnensehnsucht und darf dieses Jahr aus vielen Autoradios klingen. Das hohe Niveau zieht sich durchs ganze Album, da gibt es keine Ausfälle, sondern insgesamt eine durch und durch stimmige, mit nur neun Titel auch angenehm kurze Playlist von möglichen Hits für 2014.

Und wenn "Sun Shy" mit seiner allzu herrlichen Nahbarkeit und seinem Blumenduft auch vielleicht nur die Halbwertszeit eines Eis am Stiel in der Sonne hat - die schönen Stunden, die es uns in diesem Jahr bringt, nimmt uns ja keiner weg.


Text: Kristof Beuthner