Rezensionen 29.01.2015

Cub & Wolf - Cub & Wolf [Stargazer / Broken Silence]

Die Geschichte kann man sich lebhaft vorstellen: Linus Lindvall, Golden Kanine, trifft sich zum Weintrinken mit Matias Larsson, Grant Creon, in dessen Studio. Beide sprechen dem Getränk gepflegt zu und haben wenig später ihre Gitarren in der Hand.

Aber nicht nur das! Aus irgendeiner Ahnung, dass das an diesem Abend vielleicht etwas großes, etwas besonderes sein könnte, haben die beiden noch so viel Übersicht, dass sie das Aufnahmegerät anknipsen. Und auf einmal liegt da am nächsten Tag ein beträchtliches Stäpelchen an wirklich hörbaren Songkonstrukten vor ihnen. Was machen? Na klar: Das muss raus, das muss an die Leute. Schnell werden Bandmitglieder ihrer beiden "Hauptbands" eingetütet; sich zufällig in der Nähe befindende Freunde von Bands wie New Partner oder Caleido sind auch gern gesehene Gäste. Schon ist eine kleine "Supergroup" geboren. Das Kind braucht jetzt nur noch einen Namen - ich mutmaße, dass einer der vielen Mitstreiter ein Manga-Fan war und sich an die legendäre Samurai-Mär "Lone Wolf & Cub" von Kazuo Koike und Goseki Kojima erinnerte - und fertig war das Projekt.

Was sich so romantisch beschreiben lässt und irgendwie so klingt, als würden Musiker ständig und eigentlich nur solche magischen Momente erleben, ist natürlich vor allem aber auch Zeugnis des songwriterischen Talents von Matias Larsson und Linus Lindvall. Die Songs hätten ja ebensogut total rotweinschwanger und gruselig-schief klingen können. Einen gewissen Hang zum betrunkenen Drama kann man allerdings mindestens der Musik von Golden Kanine ohnehin anheften. Und so ist vielleicht einfach zusammen gekommen, was zusammen gehört.

Und jetzt mal weg von all der Romantik und der tollen Entstehungsgeschichte: "Cub & Wolf" ist ein richtig gutes Album geworden. Es klingt, als wäre es gleichermaßen in den Staaten und in Skandinavien zuhause, sehr organisch und durchaus zurückgenommen. Mehr Lagerfeuer und Waldhütte als bläsergetragener Folkbombast, aber das steht ihnen. Stimmlich harmonieren Lindvall und Larsson ganz fantastisch miteinander, und dass die Songs zwar ergänzt, aber klanglich weitgehend in der Natürlichkeit ihrer Entstehung bewahrt wurden, macht das Album sehr warm, nahbar und direkt. So als würde man nachts im Planwagen von Musik geweckt werden. Man schaut durch ein Loch in der Plane und dann sitzen da diese Typen mit einem Glas Rotwein und Gitarre am Feuer...

Ach - ohne Romantik geht es einfach nicht bei "Cub & Wolf". Ist auch völlig okay so.


Text: Kristof Beuthner