Rezensionen 24.01.2015

Alex Amsterdam - Come What May [Redfield Records / Alive]

"We hate it when our friends become successful." Als sein alter Freund Simon Topping von der Band A Certain Ratio auf dem Cover des NME war, sei er vor Neid tausend Tode gestorben, so Steven Patrick Morrissey. Es ist so und muss wohl so sein, dass der Mensch sich regelmäßig mit anderen vergleicht, um sich zu vergewissern, auf welchem Weg er selbst unterwegs ist. Freundschaft ist, Neid, Eifersucht und Missgunst nicht anzuerkennen. Freundschaft ist, seinen liebsten Menschen, alles Glück der Welt zu wünschen und eine gemeinsame Party zu feiern, wenn alles gut läuft.

Alex ist angekommen und es gibt bestimmt wenige, die sich darüber mehr freuen als ich. "Come What May" ist sein bestes Album. Es ist sein erstes Album, das die Spurrille erwischt und eine Aussage darüber trifft, wo es hingehen soll. Es ist aber auch gerade deswegen ein gutes Album, weil es diese Spurrille immer wieder verlässt, sich mit Augenzwickern über Genregrenzen hinweg setzt und irgendwo zwischen College-Rock, Folk, Country und Britpop unterwegs ist. Die Single "Miss Rainbow" bringt mit einer bockstarken Hookline die Hoffnung auf guten Songwriter-Pop zurück. Der Titeltrack "Come What May" ist ein Kleinod der Entschleunigung und des Müßiggangs. Aber auch die übrigen Songs tragen ihren Teil dazu bei, dass Alex auf dieses Album besonders stolz sein kann. 

Alex ist "angekommen in der Erlaubnis, endlich alles zu dürfen.", schreibt Oliver Uschmann dazu und hat recht. Seit mehr als acht Jahren trägt Alex Amsterdam das Privileg, alles zu dürfen, auf Händen. Der Unterschied zu den Vorgängeralben ist das Selbstverständnis, mit dem er es vorträgt. "Für die Indie-Gemeinde zu glattgebügelt, für das Radio zu kantig" war früher die Devise. Nun, da in der Musikszene scheinbar alle vor dem Rätsel stehen, wie eine faire Entlohnung für die Protagonisten des Geschäfts, die Musikschaffenden, in Zukunft aussehen könnte, ist das Modell, das Alex seit mehr als acht Jahres konsequent vorträgt, das erfolgversprechendste. Er bucht jedes seiner Konzerte selbst (über 30 sind es bis April 2015) und war bei allen Produktionsschritten unmittelbar involviert. 

Bei all der Fremdbestimmung in der Musikszene, ist "Come What May" ein Statement für mehr Indie und weniger Verharren in festgefahrenen Strukturen. Für Alex ist das Album der vielzitierte Durchbruch zu sich selbst. In die Feuilletons wird es das Album nicht schaffen, aber das muss es ja auch nicht. In unseren Indiepopherzen halten wir auf jeden Fall einen Platz frei.

Denn: We love it when our friends become successful.


Text: Daniel Deppe